Lesebuch Schreibende Frauen

Basis Babel (Anthologie-Text)

Buchtitel:

Lesebuch Schreibende Frauen

Autorin:

Anne Birk et al.

Literarische Gattung:

Anthologie

Text von Anne Birk:

Basis Babel

© Copyright ‚Basis Babel‘:

ROGEON Verlag

eBook-Cover:

Anne-Birk-Basis-Babel-Anthologie-Text-Lesebuch-Schreibende-Frauen-ROGEON-Verlag-Titelbild

Kurzübersicht

Über nachstehende Links gelangen Sie direkt zum jeweiligen Seiten-Abschnitt bezüglich ‚Lesebuch Schreibende Frauen‘ von Anne Birk et al. mit dem Anthologie-Beitrag der Autorin ‚Basis Babel‘:

Buchvorstellung

Erschienene Ausgaben

Pressestimmen & Rezensionen

Inhaltsverzeichnis | Kapitel

Text von Anne Birk hier lesen

Seitenanfang

Buch-Vorstellung

»Die Initiatie ‚Schreibende Frauen in Baden-Württemberg‘ entstand nach einer enttäuschenden Erfahrung mit einer Männerjury, die sämtliche Schriftstellerinnen auf die letzten Plätze verwiesen hatte. 1982 konnten erstmals baden-württembergische Autorinnen im Rahmen einer ‚Frauen-Litera-Tour‘ durch Karlsruhe vorgestellt werden. Seitdem organisiert die Initiative der schreibenden Frauen Lesungenn, Performances und Theateraufführungen in regelmäßigem Turnus. Die anfänglich regional beschränkten Aktivitäten wurden unterdessen auf die ganze Bundesrepublik ausgedehnt.

Alle drei Jahre zeichnet die Initiative außerdem eine herausragende schreibende Frau mit dem Marlen-Haushofer-Preis aus. Der mit 5000,- DM dotierte Preis wurde 1986 erstmals an die Kinder- und Jugendbuchautorin Lotte Betke verliehen.

Mit dem vorliegenden Lesebuch ‚Schreibende Frauen‘ gibt die Initiative bereits die dritte Anthologie dieser Art heraus. ‚Spielräume‘ hieß das thematische Stichwort zu diesem Sammelband. Über 40 Autorinnen sind zu Wort gekommen und haben ihre Vorstellungen und Assoziationen formuliert. Entstanden ist ein Lesebuch, in dem die Autorinnen mit Erzählformen und -perspektiven spielen, mit Mythos und Geschichte, mit lyrischen Bildern und gesellschaftlichen Gestaltungsmöglichkeiten.

Der überwiegende Teil der Autorinnen – wie zum Beispiel Hilde Domin, Eva Zeller, Lotte Betke, Margarete Hannsmann und Zsuzsanna Gahse – lebt in Baden-Württemberg, hinzu kommen Gäste aus der ganzen Bundesrepublik und aus dem Ausland. Ein besonderes Anliegen der Herausgeberinnen ist es, neben namhaften auch weniger bekannte Autorinnen und Anfängerinnen vorzustellen.«

(Vorwort zur Anthologie von Anne Birk, Birgit Heiderich & Regine Kress-Fricke)

Seitenanfang

Erschienene Auflagen & Ausgaben

Auflagen und Ausgaben von ‚Lesebuch Schreibende Frauen‘:

1. Print-Auflage
G. Braun Verlag
Hrsg.: Anne Birk, Birgit Heiderich, Regine Kress-Fricke
ISBN-13: 978-3-7650-8061-6
Erscheinungsjahr: 1988
220 Seiten
Paperback
Vergriffen

Buch-Cover der 1. Print-Auflage von 'Lesebuch Schreibende Frauen' einblenden:
Anne-Birk-Anthologie-Lesebuch-Schreibende-Frauen-Buch-Umschlag-ISCHFRA-ISBN-9783765080616-Front-Vorderseite
Anne-Birk-Anthologie-Lesebuch-Schreibende-Frauen-Buch-Umschlag-ISCHFRA-ISBN-9783765080616-Back-Rückseite

Seitenanfang

Pressestimmen & Rezensionen

Im Folgenden finden Sie einen Abdruck ausgewählter Pressestimmen & Rezensionen zu ‚Lesebuch Schreibende Frauen‘ von Anne Birk et al.:

| in Bearbeitung |

Seitenanfang

Inhalt des Buches

Inhaltsverzeichnis | Kapitel

Die Anthologie ‚Lesebuch Schreibende Frauen‘ mit der Schriftstellerin Anne Birk beinhaltet folgende Kapitel bzw. Abschnitte:

  • Vorwort
  • Das Mädchen, das ein Vater werden will (Elisabeth Alexander)
  • Gedichte (Heide Berger)
  • Der mit den Bäumen redet (Auszug) (Lotte Betke)
  • Lust – Das vierte Reich – Por favor (Maja Beutler)
  • Basis Babel (Anne Birk)
  • Gedichte (Sybille von Bremen)
  • Meinem Wesen auf der Spur (Rosemarie Bronikowski)
  • Am Fenster (Rosemarie Bronikowski)
  • Gedichte (Renate Chotjewitz-Häfner)
  • cadavre exquis (Marion Daiber)
  • Gedichte (Hilde Domin)
  • Das schwarze Kleid (Roswitha Fröhlich)
  • Gedichte (Sylvie Frueh Keyserling)
  • Einfache Betrachtungen (Zsuzsanna Gahse)
  • Gedichte (Susanne Geiger)
  • Landschaften (Andrea Gnam)
  • Gedichte (Gisela Gorenflo)
  • Das Todesspiel (Emma Guntz)
  • Ach Mutter (Margarete Hannsmann)
  • Ontario (Auszug) (Heima Hasters)
  • Lebenslauf (Birgit Heiderich)
  • Gedichte (Ingrid Isermann)
  • Gedichte (Hanna Johansen)
  • Transit oder Bombardierung des Zerebrums (Regine Kress-Fricke)
  • Melampo (Gabriela Lang)
  • Mal zitterten ihre Hände (Marjaleena Lembcke-Heiskanen)
  • Gedichte (Susanne Levin-Ali)
  • Adieu Grenouille (Doris Lott)
  • Bei umflortem Mond (Friederike Mayröcker)
  • Mr. Death on Carnival (Phoebe Mueller)
  • Kalendergeschichte (Peggy Orth)
  • Die alte Frau und der Hahn (Irmgard Perfahl)
  • Gedichte (Konstanze RAdziwill)
  • Die Tür zum Meer (Ilma Rakusa)
  • Gedichte (deutsch-französisch) (Sylvie Reff)
  • Gedichte (Gudrun Reinboth)
  • Maria und Martha (Karla Schneider)
  • Gedichte (Tina Stroheker)
  • Fräulein Marie, Fräulein Marie, ’n Mann kriegt sie nie (Charlotte Ueckert)
  • Gedichte (Eva Vargas)
  • Gedichte (Karin Voigt)
  • Welche Wahrheit (Liz Wieskerstrauch)
  • Gedichte (Gabriele Wohmann)
  • Schatten-Spiele (Verena Wyss)
  • Neunzehnhundertvierundvierzig (Eva Zeller)
  • Gedichte (Eva Christina Zeller)
  • Eine Braut für ein Bett (Vera Zingsem)

Seitenanfang

‚Basis Babel‘ (ungekürzt)

Nachstehend können Sie den Anthologie-Text ‚Basis Babel‘ der Schriftstellerin Anne Birk in voller Länge hier lesen:

Anne-Birk-Basis-Babel-Anthologie-Text-Lesebuch-Schreibende-Frauen-ROGEON-Verlag-Titelbild

»Als wir nach Babel kamen, waren wir nicht wenig erstaunt. Schon das Material mußte das Projekt aufs äußerste gefährden, das war uns sofort klar. Ziegel und Ton, damit läßt sich natürlich kein stabiler Wolkenkratzer bauen.

Sie arbeiteten handwerklich sehr sorgfältig, das mußte man ihnen lassen, aber mit einem unvorstellbaren Aufwand an menschlichem Material und so gut wie ohne Maschinen.

Der Lehm wurde mit den Füßen gestampft, bis er die richtige Konsistenz hatte. Dann wurde er in Ziegelform gepreßt und an der Luft getrocknet. Um die Ziegel haltbar zu machen, mußte jeder einzelne glasiert werden.

Als wir die erste Betonmischmaschine vorfuhren, ließen die Arbeiter Hacke und Schaufel, Kelle und Meßlatte stehen, auch die Fuhrleute sprangen von ihren Ochsenkarren herunter und umringten uns, fasslungsloses Stauenen im Gesicht.

Zwei kurze Pfiffe eines Aufsehers trieben sie ohne ein Wort der Widerrede, ohne Verzögerung an die Arbeit zurück. Jetzt war es an uns zu staunen. Die Ochsenkarren mit den Ziegeln zogen jetzt wieder an uns vorbei, als ob wir gar nicht da wären.

Kurze Zeit später kam der Aufseher mit dem Oberaufseher, einem Mann im fein gefältelten Lendenschurz, mit einer zierlichen Perücke auf dem Kopf und einem großen goldenen Amulett um den Hals. Auch er war erstaunt über unser für ihn neues Gerät. Aber er blieb nicht in gebührendem Abstand stehen, ehrfürchtig staunend. Er trat unbefangen näher, prüfte das Material des Gehäuses, ließ sich die Funktion der Trommel erklären, griff sich eine Handvoll Zement und ließ ihn prüfend durch die Finger gleiten, erkundigte sich nach dem Mischverhältnis, stellte nach einigem Nachdenken noch ein paar Fragen zur Arbeitsweise des Motors, nickte, winkte seinem Schreiber und diktierte ihm einige Bemerkungen. Während der ganzen Zeit verschwendete er keinen Blick an die vorbeiziehenden Ochsenkarren, die ohnehin versuchten, einen möglichst großen Bogen um ihn herum zu machen.

Harem-heb lud mich und drei meiner Ingenieure zu sich in sein Haus ein. Es stand auf einem kleinen Hügel, von dem aus man einen ausgezeichneten Überblick über die Zeltstadt in der Ebene und die Baustelle hat.

Nach dem ersten Gang, der aus vorzüglichen Wildgerichten bestand, legte er uns die Pläne für seinen Wolkenkratzer vor. Überlegt gesicherte Fundamente, das muß man sagen. Die Verjüngung nach oben genau berechnet in langen Zahlenkolonnen. Wir wußten, wir durften ihn nicht belächeln. Es gab auch keinen Grund dazu.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit zogen die Ochsenkarren am Haus vorbei. Nach dem zweiten Gang, einem ausgezeichneten Kalbsbraten, hob Harem-heb den Blick für einen Augenblick über die tausend und abertausend Zelte, gab dem gerade Wein nachschenkenden Diener ein Zeichen, ein Gong wurde angeschlagen, dessen Echo in die Ebene hinaus- und immer weiterhallte und offenbar das Ende der Arbeitszeit ankündigte.

Beim dritten Gang, einer Art Rindfleischgulasch in Rotweinsauce, deutete ich an, daß Wolkenkratzer bzw. Türme, wie Harem-heb sich ausdrückte, nicht mehr der neueste technische Stand seien.

Harem-heb hörte aufmerksam zu und ließ sich unsere Berechnungen von Erdumlaufbahnen und Orbitalstationen vorlegen. Auch jetzt waren seine Fragen sachbezogen und kompetent.

Schon an diesem ersten Abend waren wir erleichtert und zuversichtlich.

Am anderen Tag ließen wir die ersten Lkws anrollen, führten vor, wie eine Beton-Außenwand verschalt und ausgegossen wird. Harem-heb und seine Ingenieure zeigten sich lebhaft interessiert. Den Aufbau einer Schalung für eine Decke verfolgten sie mit großer Spannung, überprüften Bockstützen und Zwischenrahmen und sahen sich die Träger genau an.

Nach diesem Tag wußten wir, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis Harem-heb und seine Leute mit den Plänen und der Arbeitsweise unserer Labors zurechtkommen würden.

Es fing an, uns Spaß zu machen. Was wir als augesprochenes Himmelfahrtskommando betrachtet hatten, nahm die Gestalt einer interessanten Sommerakademie an.

Die sanitären Verhältnisse in Harem-hebs Haus waren zwar recht vorsintflutlich, ansonsten erwies sich aber das geräumige Lehmziegelhaus als ausgesprochen angenehmer Aufenthaltsort, vor allem die nach Norden gelegene Loggia mit dem Blick auf den Garten bot sich in der Mittagshitze als Treffpunkt an.

Dort saßen wir Tag für Tag über unseren Plänen, dort bauten wir auch unsere ersten Experimente auf.

Nachdem wir Harem-heb und seinen Leuten das Prinzip der Verstärkung und Bündelung einer Lichtstrahlung vorgeführt und erläutert hatten, stand der Errichtung eines Labors nichts mehr im Wege.

Bereits jetzt konnten wir feststellen, daß die Regierungsstellen, die eine Einbindung der Basis Babel in unser Projekt angeordnet hatten, etwas von der Sache verstanden und Harem-heb als Projektleiter richtig eingeschätzt hatten.

Nicht nur, daß Harem-heb durch und durch technisch zu denken in der Lage war, wenn auch noch auf einem niedrigeren Level, aber es war ja lediglich eine Frage der Zeit, wann er uns eingeholt haben würde, Harem-heb war gleichzeitig – und diese Doppelbegabung findet sich ja nun eben nicht allzu häufig – ein hervorragender Manager.

Das Labor, ein Betongebäude, das allen unseren technischen Anforderungen genügen sollte, entstand nach unseren Plänen unter seiner Leitung, wobei Harem-heb die Sache sofort in der einzig richtigen Weise anging. Er schulte zunächst seine Arbeiter an unseren Geräten, wobei er in der Auswahl der Leute eine äußerst glückliche Hand hatte. Nicht nur, daß er ein enormes Gedächtnis für Gesichter und Fähigkeiten einzelner Leute, überhaupt für Einzelheiten hatte, er sah auch sofort, wer nicht imstande war, diese andere Art von Technik zu verstehen. Innerhalb von drei Tagen stellte er uns eine Mannschaft zur Verfügung, mit der sich äußerst effizient arbeiten ließ, so daß wir das Labor noch zwei Wochen früher als es unserem Zeitplan entsprach bezugsfertig hatten. Während wir mit den ersten Laserexperimenten beginnen konnten, ordnete Harem-heb die ersten Entlassungen von Arbeitern an, ohne daß wir ihm je hätten erklären müssen, daß der Einsatz unserer Maschinen Maskelkraft freisetzen würde.

Er kam nach dem ersten Abend nie mehr auf das Projekt Turmbau zu sprechen. Als wir ihm die Verteidigungskonzeption der Regierung, die Konstruktion eines Weltraumschutzschildes gegen alle Möglichkeiten eines Angriffs erklärten, schien ihn das Projekt schon nicht mehr zu überraschen. Er wußte inzwischen über Lasertechnik und Atomenergie so gut Bescheid, daß ihm der Einsatz aller vorhandenen technischen Mittel in diesem Projekt ganz selbstverständlich erschien.

Die Regierung war mit unserer Arbeit auf der Basis Babel so zufrieden, daß sie mir den Posten eines Staatssekretärs im Verteidigungsministerium anbot, ich hätte auf diese Weise die Möglichkeit gehabt, die Arbeit der einzelnen Basen zu koordinieren.

Ich hab abgelehnt. Ich ziehe die Arbeit auf Basis Babel einer solchen Schreibtischtätigkit vor. Nichts geht mir über das Vergnügen, mit meinem Freund Harem-heb in seiner angenehm kühlen Loggia zu sitzen und über Probleme der modernen Physik zu diskutieren. Wir verstehen uns ausgezeichnet.

Wir verstehen uns so gut, daß wir über sein altes Projekt Scherze machen können. Erst gestern sagte ich zu ihm, wir bauen deinen Turm bis hoch in den Himmel und bestücken ihn mit Laserkanonen, so daß das Dach deines Turmes uns absolute Sicherheit bietet in Ewigkeit Amen.

Harem-heb lachte. Er lachte, bis ihm die Tränen kamen. ‚Wo ich doch beinahe das Ganze auf tönerne Füße gestellt hätte‘, sagte er schließlich immer noch lachend.

Mein Entschluß, auf der Basis Babel zu bleiben, steht fest. Die Arbeitsbedingungem hier sind denkbar gut. Wir verstehen uns großartig.«

© Anne Birk | Alle Rechte vorbehalten

Seitenanfang

Über nachstehende Links gelangen Sie direkt zum jeweiligen Seiten-Abschnitt bezüglich ‚Lesebuch Schreibende Frauen‘ von Anne Birk et al. mit dem Anthologie-Beitrag der Autorin ‚Basis Babel‘:

Buchvorstellung

Erschienene Ausgaben

Pressestimmen & Rezensionen

Inhaltsverzeichnis | Kapitel

Text von Anne Birk hier lesen


Seiten-Hierarchie (anklickbar):


Freitext-Suche @ www.AnneBirk.de: