Bernies Bergung (Erzählung)
Buchtitel:
Bernies Bergung
Autorin:
Anne Birk
Literarische Gattung:
Erzählung
© Copyright:
ROGEON Verlag
eBook-Cover:
Kurzübersicht
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Buch-Vorstellung
Mit der Erzählung ‚Bernies Bergung‘ hat Anne Birk ein Werk geschrieben, welches solange aktuell bleiben wird, solange Mütter Kinder verlieren – und sie noch nicht einmal beerdigen können. Obgleich die Handlung auf einen gefallenen und vermissten Soldaten der Marine aus dem 2. Weltkrieg zurückgeht, werden dem Leser unweigerlich die Parallelen der jüngsten Vergangenheit vor Augen geführt – vom deutschen Afghanistan-Einsatz oder einer möglichen Beteiligung der Bundeswehr in Libyen, vom gesunkenen russische Atom-U-Boot Kursk, aber auch von verschleppten und vermissten Kindern mit ungewissem Schicksal bis hin zur Schwierigkeit, tote Familienangehörigen um das verstrahlte Reaktorumfeld in Fukushima in Japan bergen und würdevoll von ihnen Abschied nehmen zu können.
Anne Birks Buch schildert ohne falsche Sentimentalität, wie eine Mutter über Jahre und Jahrzehnte physisch und psychisch darunter leidet, ihr Kind verloren und in einem leeren Sarg beerdigt zu haben. Allein im 2. Weltkrieg haben dieses furchtbare Schicksal wohl zehntausende – auf allen Seiten der Fronten – erleiden müssen. Anne Birk nimmt dies zugleich zum Anlass, den Wahnsinn des Nazionalsozialismus kritisch zu beleuchten. Birks Protagonistin, die Mutter des im U-Boot abgeschossenen Bernhard, geht dabei auch mit sich selbst ins Gericht – und mit der Rolle des eigenen Familienbetriebs. Sie stellt Fragen der Verantwortung, v.a. auch jenseits der Wehrmachtsverbrechen und NS-Greueltaten: vom Profit durch ‚Management mit Todesfolge‘ über das wissentliche Wegschauen bis hin zur Gerechtigkeitsfrage, warum die einen, oft Unschuldigen, im Krieg fallen, während die anderen, trotz ihrer Verbrechen, zeitlebens immer wieder auf die Füße fallen.
‚Bernies Bergung‘ bezieht seine eher heiteren Momente daraus, dass die Protagonistin über Jahre eine gewisse Debilität vorgespielt hat, in Wahrheit aber messerscharf alle menschlichen Hintergründe, Traumata und Abgründe der eigenen Familie durchschaut, und sich nicht zuletzt auf diese Weise mit ihrem Vorhaben zur Bergung des gefallenen Sohnes durchsetzt.
Anne Birk nimmt mit ihrem Buch – wie häufig – Tabuthemen auf und verarbeitet diese bildlich, anschaulich und nachvollziehbar; sowohl den Verlust des in der Nordsee zu Tode gekommenen Sohnes, als auch die Rolle einer erfolgreichen deutschen Unternehmer-Familie während jener Jahre, die wir Deutschen so oft ganz unpersönlich und frei von Verantwortung in der Schublade ‚Das war einfach eine andere Zeit‘ zu verschließen suchen.
Ein Buch wider das Verdrängen und für mehr kritische Offenheit – ein Werk über die Vergangenheit, über die Gegenwart und nicht zuletzt auch über unsere Zukunft.
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung des ROGEON Verlags)
Erschienene Auflagen & Ausgaben
Auflagen und Ausgaben von ‚Bernies Bergung‘:
eBook
ROGEON Verlag
elea edition
ISBN: 978-3-943186-10-9 (ePUB)
1. Print-Auflage
Alkyon Verlag
ISBN-10: 3-926541-09-1
ISBN-13: 978-3-926541-09-3
Erscheinungsjahr: 1989
168 Seiten
Broschiert
Restposten verfügbar
Die erste Print-Auflage enthält neben der Erzählung ‚Bernies Bergung‘ auch die zweite Erzählung ‚Der Ministerpräsident‘.
Pressestimmen & Rezensionen
Im Folgenden finden Sie einen Abdruck ausgewählter Pressestimmen & Rezensionen zu ‚Bernies Bergung‘ von Anne Birk:
| in Bearbeitung |
Inhalt des Buches
Leseproben | Textauszüge
Leseproben (Textauszüge) aus der Erzählung ‚Bernies Bergung‘ von Anne Birk:
»…Du weißt ja nicht, wovon du redest, hatte er gesagt und halb abwesend weiter in seinem Salat herumgestochert, Tapferkeit, Vaterland, Pflicht. Phrasen. Der Torpedo, der durch die Panzerplatten durchschlägt, weiß nichts von Tapferkeit und Vaterland…«
»…Er hatte ihren Plan, den toten Sohn vom Meeresgrund zu holen, einen absoluten Irrsinn genannt, obwohl das Geld, das man mit Meßgeräten in dieser Familie verdiente, nun wirklich keine Rolle spielte und es nicht darauf ankam, ob man es für Landhäuser in Spanien, die neuesten Cessnas oder für ein Suchschiff in der Nordsee ausgab…«
»…Jetzt, wo sie dem Meer so nahe war, hatte es aufgehört, sie zu bedrohen…«
Weitere Leseproben aus 'Bernies Bergung' anzeigen:»…Da paßte man auf, daß so ein Kind nicht nach der Schere griff, in keinen rostigen Nagel trat und die Finger nicht in den Türfalz brachte, sich am Herd nicht verbrannte und nicht mit Bienen spielen wollte. Und wenn man glaubte, es sei groß genug, um auf sich selber aufzupassen, fielen Brandbomben vom Himmel und das Kind mußte unter den Mauern des Hauses ersticken…«
»…Sie hielt Annas Hand, während sie ihr vom Haus mit dem schwarzverrußten steinernen Schwan erzählte. Warum genügte es ihr nicht, zu wissen, daß ihre Tochter Marianne tot war, warum bestand sie darauf, Einzelheiten zu erfahren? Warum fing sie immer wieder damit an, daß es ja doch noch nicht amtlich sei, daß es doch sein könnte, und wer konnte denn mit Bestimmtheit sagen, bevor nicht — …«
»…Es gab bessere Bilder von Bernie. Aber auf keinem hatte er diesen Gesichtsausdruck, dieses merkwürdig wissend resignierte Lächeln, das überhaupt nicht in das Gesicht eines Achtzehnjährigen paßte mit dieser Müdigkeit, die alles schon gesehen und erfahren und mehr als genug davon hat…«
»…Ein paar Metallbuchstaben sollten für Bernie, der ihr Endsieggerede durchschaut hatte und von dem bis heute niemand wußte, ob er dafür verbrannt oder ertrunken war, genügen. Ihr genügte es nicht. Ihr hatte es noch nie genügt…«
»…Und jetzt also stehen sie im Jagdzimmer des Schloßhotels mit dem Sektglas in der Hand, noch völlig ahnungslos, nehmen an, daß sie jeden Moment zur Tür hereinkommt, wenden jedesmal, wenn die Türe geöffnet wird, den Kopf und erwarten das „Geburtstagskind“, wie sie nicht müde werden, sie einen ganzen Tag über anzureden. Noch wissen sie nicht, daß sie nicht kommen wird, noch ahnen sie nicht, daß sie die Stadt verlassen hat und schon längst unterwegs ist, noch traut ihr niemand zu, daß sie sich einen entscheidenden Vorsprung verschaffen wird, so weit, daß es hoffnungslos sein wird, sie einholen oder gar aufhalten zu wollen…«
»…Und Bernie saß da zwischen ihnen, diese wissende Müdigkeit im Gesicht, während Gunter auf ihn einredete, wie sehr er ihn beneide, und wie er es kaum erwarten könne, eingezogen zu werden…«
»… hielt Gunter Schneider von Schneider und Sohn sich für unsterblich, nur weil sich seit Jahren niemand getraut hatte, ihm zu widersprechen? [..] Gunter war schon immer ein schlechter Verlierer gewesen, aber als Sieger war er erst recht unausstehlich. [..] Konnte der Mann, der ständig rief: die Zahlen, wo sind die Zahlen, nicht mehr zwei und zwei zusammenzählen? [..] Wer so blind war, sich selber gegenüber, der mußte auch leicht zu blenden sein, schoß es ihr durch den Kopf. [..] Er glaubte zu sehr das, was er glauben wollte, er war zu gierig auf den Löwenanteil ihrer Aktien, um nicht in den Köder zu beißen…«
»…Hätte sie es ohne Beschädigung verwinden können, es wäre gewesen, als hätte er gar nicht richtig gelebt. So aber war er in jedem ihrer Anfälle, in dem sie ihn vergeblich zu retten versuchte, noch einmal zu ihr zurückgekommen in ihrem erstickenden Atem und dem kalten Schmerz in ihren Gelenken. Einen Augenblick lang holte ihn der kalte Schauer, der über ihre Haut lief, die den Atem abschnürende würgende Angst zurück, barg ihn der ganze, sich gegen die dunkle nasse Gewalt wehrende Körper noch einmal in sich, um ihn loslassen und verlieren zu müssen für immer…«
»…Für den Unternehmer, der seine besonderen Gäste und die, die sich dafür halten sollten, zum Wochenende auf sein spanisches Landgut einlud, war es zum Fenster hinausgeworfenes Geld, wenn sie den gefallenen Bruder aus seinem Schrottsarg vom Meeresgrund heraufholen sollte…«
»…In diesem Augenblick fand sie es nur komisch, daß diese meist kleinen, fetten und glatzköpfigen Naziführer mit ihrem blonden Zwei-Meter-Männer-Ideal es einem aus rassischen Gründen verboten, jemandem, der genauso aussah wie dieser ihr geschätzter blonder Germane und der den ganzen Vormittag im Garten gearbeitet hatte, ein paar belegte Brote anzubieten…«
»…Sie sah sofort, daß er diese wissende Müdigkeit im Gesicht hatte, diese besondere, nach innen gekehrte Müdigkeit derjenigen, die zuviel gesehen haben, deren Blick nicht mehr nach außen gerichtet ist, nichts mehr wahrnehmen will, deren Kopf immer noch schmerzt und dröhnt von dem, was sie schon gesehen haben, was sie immer wieder sehen, und was sie, je öfter sie es sehen, um so weniger begreifen können…«
»…Für Philipp hatte der Krieg nur insofern stattgefunden, als er eine Voraussetzung für den Wiederaufbau und einen gigantischen Investitionsschub bedeutete. [..] Damals fiel ihr zum ersten Mal auf, daß Philipp nie von sich selber sprach. Er sagte nicht: ich war in Polen auch nicht gerade in der Sommerfrische. Er ließ seine eigene Vergangenheit immer in allgemeinen Sentenzen untergehen. Was er in Polen gemacht hatte, ging immer unter in einem irgendwie unbestimmt schweren Schicksal der Allgemeinheit. [..] Von dem, was Philipp in der Militärpolizei von Krakau zu tun gehabt hatte, war schon während des Krieges nur als „Säuberungsmaßnahmen, Geheime Reichssache“ zu erfahren gewesen. Nach dem Krieg war alles, was damit in Zusammenhang stand, ganz einfach nicht mehr vorhanden, es war nie die Rede davon, es hatte den Anschein, als seien die „Geheimen Reichssachen“ überhaupt nie vorhanden gewesen…«
»…Sie hatte Bruder Alfred gegen ihn, so gut es ging, zu verteidigen versucht, besser ging es nicht, wie sollte man mit jemand, für den „Geheime Reichssachen“ mit dem Papier, auf dem sie angeordnet worden waren, verbrannt und sich in Nichts aufgelöst hatten, wie sollte man mit dem von Alfred reden, der immer wieder von dem Dorf anfing, das sie niedergebrannt hatten, den Schreien der Menschen aus der brennenden Kirche, in die sie eingesperrt waren, dem schrecklichen Moment, als kein einziger menschlicher Laut mehr zu hören war, nur das Krachen und Splittern der herabstürzenden brennenden Balken – und der dann dasitzt mit immer noch schreckgeweiteten Augen und auf das Krachen und Splittern hört? Sie war die einzige, die ihm überhaupt zuhörte, die ihm ohne ein Wort den letzten Rest des aufgesparten, rar gewordenen Cognacs eingoß und zu verstehen suchte, daß er ihn brauchte…«
»…Sie hatte beschlossen, damit zu leben wie mit den abhanden gekommenen „Geheimen Reichssachen“, Alfreds Cognac-Flaschen, den Cornedbeef-Büchsen und dem schwarzen eisernen Kreuz auf dem Familiengrabstein…«
»…Als er fertig war, sah er einen Augenblick auf den Bogen, den er in der Hand hielt, wie auf einen sehr fremden Gegenstand. Als er zu ihr aufsah, wußte sie, daß er dasselbe dachte wie sie. Das letzte Mal, daß es der Cello-Bogen war für lange Zeit, das nächste, was er in die Hand nehmen mußte, war ein Gewehr. Schießen. Griffe klopfen. Schießen. Sie mußte nicht darüber reden, sie wußten es beide…«
»…Als sie ihn Haltung annehmen sah, wußte sie schon, daß es kein Brief von Bernhard sein konnte und daß es nie wieder einen Brief von ihm geben würde, und Heinrichs Mitteilung „Bernhard ist gefallen“ überraschte sie nicht mehr…«
»…Jedermann bemerkte schließlich, mit welchem Gesichtsausdruck ihre Blicke an Bernies leerem Stuhl hingen. Er hatte sein Leben nicht für das Vaterland hergegeben. Er hatte nicht mehr an ein Vaterland geglaubt. Er war abgeschossen worden, die Blicke ängstlich, hoffnungslos-hoffend auf die Meßinstrumente gerichtet. Wie langsam war das Wasser eingedrungen, wie schnell?…«
»…Heinrich Schneider war kein Nazi. Aber er stand den Nazis in nichts nach. Die Todesanzeige seines Sohnes machte es ihr mehr als deutlich. Sie hätte es schon früher sehen können. Sie hatte es, wie vieles andere auch, nicht sehen wollen. Anläßlich der sogenannten Beerdigung ihres Sohnes war es nicht mehr zu übersehen. [..] Die christlich sein wollende Rede breitete sich über den leeren Sarg und war ihr so zuwider wie die darüber drapierte Hakenkreuzfahne. Dies war nicht Bernies Sarg und nicht seine Beerdigung. Sie hielten ihre immer gleichen Reden, schließlich hatte ihr Endsieggeschwätz jede Familie inzwischen mindestens einen Gefallenen gekostet…«
»…Alfred hatte ihr zugehört, ohne viel zu sagen. Schließlich füllte er sich das Glas, schüttelte den Kopf und sagte, wie elend sind die draußen verreckt für so einen lächerlichen Zirkus. Mehr sagte er nicht…«
»…Vollmundig ließ es dieser Kanzler ertönen, der nach Gunters Meinung unbeholfen daherredete und wie ein betulicher Weinhändler wirkte, von dem jedermann wußte, daß er mit biederen Worten für gepanschtes Zeug zu werben suchte, dem niemand ein Wort glaubte und der dann doch von den meisten wiedergewählt wurde…«
»…Heinrich war nicht der Mann, der sich den Mund verbrannte, wenn ein gutes Geschäft zu machen war, und mit den Nazis waren gute Geschäfte zu machen. Und niemand hatte je gefragt, solange die Geschäfte gut gingen, auf wessen Kosten die Geschäfte gut gingen…«
»…Das werden die Amerikaner anders sehen. Wenn sie hierher kommen, werden sie die KZs bereits gesehen haben. Weißt du, was ein KZ ist? Ein Arbeitslager, ja? Die SS hatte Rentabilitätsberechnungen. Das Leben eines Häftlings wurde mit der durchschnittlichen Dauer von einem Dreivierteljahr angegeben. Weißt du, was das heißt? Menschen wurden systematisch vernichtet. Nicht einfach schlecht ernährt. Überlegt, bewußt, gezielt vernichtet. Das habe ich nicht gewußt, sagte sie langsam. Und dann sagte etwas aus ihr heraus: Doch. Ich habe es gewußt. Irgendwie. Menschen verschwinden nicht spurlos, bloß weil sie Juden, Kommunisten oder Gewerkschaftler sind. Sie erschrak über das, was sie da sagte. [..] Und hinter dem Wechsel des unwandelbar Festgefügten hatte er also immer gewußt, daß er von verrückten Kriminellen regiert wurde, hatte er ihnen in die Hand gearbeitet, mit ihnen Geschäfte gemacht und ihnen schließlich seinen Sohn übergeben wie einst Abraham seinen Sohn Isaak, auf daß sie ihn abschlachten konnten, und kein Engel des Herrn war ihnen in den Arm gefallen…«
»…Assmann war schon wieder wer und hatte Verbindungen, also war er wichtig und wurde eingeladen. Und Heinrich Schneider saß ruhig in seinem Sessel am Fenster und blätterte in seinem Börsenblatt, als ob er nie mit angstverzerrtem Gesicht auf das Geräusch einfahrender amerikanischer Panzer gehört hätte in sicherer Gewißheit einer allfälligen Abrechnung…«
»…Sie hatte den aus Frankreich beschafften Cognac von Sturmbannführer Assmann keineswegs verschmäht und sich davon einen solchen Vorrat eingetan, daß er noch bis in Alfreds Zeiten reichte. Welches Recht hatte sie, Heinrich anzuklagen, weil er auf Assmanns Vorschlag, kriegswichtige Rüstungsinvestitionen nach Schlesien zu verlegen, er werde ihm alles Nötige an Menschen und Material beschaffen, eingegangen war…«
»…Die schweren Zeiten endeten in diesen Rückblicken immer zu Beginn der 30er Jahre und begannen im Jahre 45 aufs neue. Dazwischen befand sich ein auffallendes Nichts…«
»…Wenn sie Philipp zuhörte und sich klarmachte, wie seine „Geheimen Reichssachen“ sich in Rauch aufgelöst hatten, verwirrte er sie ebenso wie Alfred, der aus der russischen Steppe nicht mehr zurück ins Leben zu Hause fand. Beide waren ihr gleich fremd und unheimlich, sie fand keinen Platz für sich zwischen den beiden, die ihre Brüder waren und zu denen sie gehörte…«
»…diesen Krieg, der das Oberste zuunterst kehrte und nach dem nichts, aber auch gar nichts mehr war wie vorher, obwohl alle Leute ununterbrochen und in wuseligster Arbeitsamkeit so taten, als brauche man nur die zerstörten Gebäude wieder aufzubauen und schon sei alles wie früher…«
»…Der Satz zerrte an der Narbe, riß sie auf, brachte alles, was sie in ihrem Kopf endlich mühsam genug einigermaßen geordnet hatte, durcheinander. Eine andere Zeit und andere Menschen. Die Menschen waren die gleichen, aber sie versicherten ununterbrochen, die Zeit sei anders. Und dafür hatte er sterben müssen, oder wofür denn sonst? Was hieß das denn, die Zeit sei anders, das hieß doch nur, daß sie sich von ihm abwenden und so tun konnten, als habe es ihn nie gegeben, als sei alles nur ein bedauerlicher Zwischenfall gewesen, mit dem sie eigentlich nichts zu tun hatten…«
»…Die Mörder haben überlebt und wir packen ihnen auch noch die Teller voll, als ob nichts gewesen sei und das Beste ist gerade gut genug für sie – was sich da hinter ihrer gerunzelten Stirn für Gedanken zusammenzogen, statt derer, die sie eigentlich denken wollte. Assmann, war der überhaupt ein Mörder, Management mit Todesfolge, was war das juristisch, moralisch und überhaupt, was hatte das mit ihr, mit Bernhard zu tun? Und doch, er war tot, unwiderruflich, und jemand wie Assmann war schon wieder auf die Füße gefallen und lud sich den Teller voll mit Hummersalat…«
»…Und plötzlich wußte sie, daß es hier gewesen war. Daß er hier lag und auf sie wartete, wie er immer auf sie gewartet hatte, wenn etwas schief gegangen war. Der graue Nebel um sie her wurde dichter, dunkler und sehr kalt. In dieser schwarzen, nassen Kälte beugte sie sich über ihn, strich ihm das Wasser aus dem Haar, legte ihre Wange an seine Wange, spürte, wie seine Angst in ihren Körper überging; und sie nahm sie in sich auf mit ihrer ganzen Kraft, sie beugte sich über ihn und schützte ihn vor dieser eiskalten Erstarrung, die sie ergriff und nicht mehr losließ…«
»…Erst bei Susannes Geburt war so etwas wie Freude und Erwartung in ihr aufgekommen. So ein ganz neuer, ganz kleiner Mensch, der so ganz von vorne anfing, hatte ein Recht auf einen neuen Anfang…«
Hörproben
Hörproben aus der Erzählung ‚Bernies Bergung‘ von Anne Birk:
Hörprobe aus Bernies Bergung, gelesen von der Schauspielerin & Sprecherin Lucia Schlör
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